Besichtigung der Geflüchtetenunterkunft Wesertor

Sozialdezernent und Stadtrat Dr. Wett lud für Mittwoch, 04.09.24, Akteur:innen des Stadtteils Wesertor zur Besichtigung der Wohneinheiten für schutzsuchende geflüchtete Menschen ein.

Hintergrund der verspäteten Einladung sei ein durchdachtes Präventionskonzept des Magistrats, um einen Kompromiss zwischen Bundeszuweisung und einem bestmöglichen Versorgungsstandard zu finden. Eine Sporthallenunterbringung würde somit abgewendet.

Der Grund- und Bodenpreis würde darüber entscheiden, wo Bauen erschwinglich ist. Bad Wilhelmshöhe ist teurer als Wesertor. Auch ein ganzheitliches Schutzkonzept hänge von ausreichend finanziellen Mitteln des Bundes ab.

„Demokratieverständnis sieht anders aus“, warfen Akteur:innen des Stadteils bei der Besichtigung ein. Mit Diskussionsbedarf machten die ehrenamtlichen Akteur:innen des Stadtteils darauf aufmerksam, dass sie weder rechtzeitig, noch ausreichend informiert worden sind. Die Akteur:innen brachten Fragen zur guten Sicherheits- Hygieneversorgung und Gesundheits- /Traumaversorgung ein. Und auch Fragen, ob auch gendersensibles Sicherheitspersonal mit weiblich gelesenen Fachkräften im Dienst sei.

Die Amtsleitung des Sozialamtes, Frau Deiß -Fürst, unterstrich, dass flexibel auf die Bedürfnisse der Menschen geachtet wird. Sicherheitspersonal müsse ein aktuelles Führungszeugnis vorlegen. Da es sich um Wohneinheiten und nicht um eine Gemeinschaftsunterkunft handelt, sei daher keine gesonderte Zuteilung von besonders schutzbedürftigen Gruppen notwendig. Die Bauunternehmer:innen unterstrichen, dass das Containersystem sich umbauen und anpassen lasse.

Frau Deiß-Fürst führte aus, dass es ein guter Standard der Stadt sei, Menschen mit besonderen Schutzbedarf an sichere Unterkünfte weiter zu empfehlen, wenn der Bedarf auffallen sollte. Hier habe die Stadt bereits kompetente Anbieter:innen in ihrem Netzwerk.

Soumya Belabed merkte an, dass die Stadt Kassel in der psychosozialen Versorgung und bei Vereinsangeboten über Ressourcen zur Kooperation verfüge und fragte, ob diese genutzt werden.

Frau Deiß-Fürst beantwortete die Frage dahingehend, dass es eine Vereinbarung mit dem Träger der Sozialbetreuungsstellen geben wird. Neben der Grundversorgung zur Sicherung des Lebensstandards durch Unterstützung bei Anträgen zur Grundsicherung ist auch das Lotsen in die Fach-, Gesundheits- und Vereinsanbindung vorgesehen.

Ein gutes Signal ist, dass die ehrenamtlichen Akteur:innen des Stadtteils eingebunden werden möchten. Sie hatten die Fragen zu guten Lebensbedingungen in die Besichtigung hineingetragen. Begründet verspätet und um Verständnis werbend, bindet der Magistrat die Ehrenamtlichen des Stadtteils ein und will diese Gespräche fortführen.

Das Unterbringungszeitfenster ist auf sieben Jahre kalkuliert. Soumya Belabed empfiehlt den Fokus, neben der Grundversorgung auf schnelle Vermittlung in stadtweiten und guten Wohnraum zu setzen. Zudem sollte es keine Ermessensentscheidung sein, schutzbedürftige Personengruppen geeignete Beratungsangebote anzubieten.

In den Gemeinschaftsräumen können unabhängig vom verantwortlichen Träger Flugblätter zu Beratungsstellen, wie pro familia e.V., Frauen informieren Frauen e.V., Traumazentrum e.V und u.a. Aids-Hilfe Kassel e.V. ausgelegt werden und professionelle Kooperation mit externen Berater:innen geschaffen werden.

Sabine Leidig, Fraktionsvorsitzende der Linken ergänzt: „Es gibt so gute Beispiele für bürgerschaftliches Engagement, wenn die Nachbarschaft einbezogen wird bei der Unterstützung von Geflüchteten. Frühzeitige und umfassende Information, Werbung um Patenschaften und Freundeskreise … so etwas müsste die Stadt anzetteln. Das wirkt gegen Isolation oder gar Feindseligkeit. Um die mangelhafte Kommunikation in diesem Fall auszugleichen, muss die Stadt jetzt doppelt aktiv werden, damit ein gutes Miteinander im Stadtteil gelingt. Bestimmt gibt es dazu gute Ideen auch im Ortsbeirat.“