Hilfe zur Selbsthilfe: Repaircafés usw. in Kassel

Nicht jede*r kann es sich leisten, kaputte Dinge einfach wegzuwerfen und zu ersetzen. Zum Glück gibt es in Kassel aber einige Möglichkeiten, sich beim Reparieren von Fahrrädern, elektrischen Geräten und anderen Gebrauchsgegenständen helfen zu lassen.

Das Tschilla ist eine Einrichtung des Kulturzentrums Schlachthof. Es befindet sich im Schiller-Kiez unweit der Innenstadt in der Sickingenstraße 7. Hier ist jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr die Fahrradwerkstatt geöffnet. Gratis oder gegen eine kleine Spende gibt es fachkundige Anleitung von Atze Kropf, der schon seit Jahrzehnten an Zweirädern aller Art schraubt. Alle nötigen Werkzeuge und zahlreiche gebrauchte Ersatzteile sind vorhanden, sodass jeder Drahtesel wieder fit gemacht wird. Und wer kein Fahrrad besitzt, kann für minimale Beträge ein gebrauchtes kaufen. „Das Tschilla ist die Anlaufstelle für ehrenamtliches Engagement im Kulturzentrum Schlachthof. Alle unsere Angebote sind kostenlos und stehen allen Menschen zur Verfügung“, erklärt Projektleiter Marcus Göbel.

Das gilt auch für das Reparier-Café, welches immer am letzten Donnerstag im Monat im Tschilla stattfindet. Hier kümmert Stephan Scholl sich um Elektrogeräte, Edith Eisenberg repariert Nähmaschinen. Nur Großgeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen können aus logistischen Gründen nicht bearbeitet werden. Das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe gilt auch hier, d.h. Die Menschen sollen etwas über ihre Geräte lernen und selbst Hand anlegen. Aber Scholl bearbeitet die komplizierten Fälle. Allerdings gibt es keine Erfolgsgarantie und Reparaturversuche können auch dazu führen, dass ein Gerät endgültig unbrauchbar wird – das kommt aber äußerst selten vor. Kosten entstehen höchstens für Ersatzteile, nicht für die Arbeit der Ehrenamtlichen.

Noch technikbegeisterter geht es um die Ecke im Hackerspace flipdot in der Schillerstraße 25 zu: Der öffnet seine Tür jeden Dienstag ab 19 Uhr für alle. „Es ist ein Ort, an dem wir uns eigenständig Wissen aneignen und es weitergeben“, sagt Vorstand Jannis Kohlschütter. Der flipdot ist kein Dienstleister, sondern ein gemeinnütziger Verein. Er finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge. Der gemeinnützige Zweck ist die Förderung von Wissenschaft, Forschung, Kunst, Kultur und Völkerverständigung. Neben der Elektrowerkstatt gibt es auch eine große, mit einigen Maschinen ausgestattete Holzwerkstatt, in der verschiedenste Projekte umgesetzt werden können.

Es geht nicht in erster Linie um Reparaturen, sondern darum, technische Probleme selbst zu lösen. Je interessanter ein Problem ist, desto mehr neugierige Hacker*innen werden sich höchstwahrscheinlich darauf stürzen. Wer gern an Computern und anderen Geräten herumbastelt, um sich selbst Fragen zu beantworten oder spannende Probleme zu lösen, ist hier richtig. Aber auch wer einfach nur interessante Gespräche über Technik führen möchte, ist willkommen. Wenn wenig zu basteln ist, nehmen die dienstäglichen Treffen den Charakter einer Stammkneipe an, in die man geht, um dort Bekannte zu treffen und sich in gemütlicher Runde zu unterhalten. Es wird gemeinsam gekocht und gegessen, jede*r trägt etwas bei.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Repaircafés in Kassel, z.B. jeden 4. Freitag im Monat von 16 bis 18 Uhr (ausser in den Schulferien und im Dezember) in der Wilhelmshöher Allee 19-21, im Gebäude der Volkshochschule der Region Kassel. Weitere Infos dazu sowie Termine weiterer Initiativen finden sich hier.