Die Erde ist in realer Gefahr: Für die nächsten Generationen werden Extremwetterereignisse und andere Umweltkrisen zum Alltag gehören, verursacht durch Konzerne, die mit Treibhausgasemissionen die Atmosphäre aufheizen, um kurzfristig hohe Gewinne zu erzielen. Mitverantwortlich ist eine Politik, die das zulässt.
Wegen der vielen öffentlichen Proteste hat die Stadt Kassel vor fünf Jahren beschlossen, bis 2030 klimaneutral zu werden. Deswegen gibt es nun Förderungen für Balkonkraftwerke, den Willen zu mehr Bäumen und jährlich einen Klimaschutzpreis. Doch vieles bleibt schmutzig. Wir verleihen deshalb ab sofort einen Klimaschmutzpreis! Aber an wen?
GÄNSEWEIDE: Ist es die geplante Bebauung an der Gänseweide? Grün- und Freiflächen an der Dönche sollen dort versiegelt werden, obwohl über 200 Menschen aus Kassel für den Erhalt der grünen Lunge Stellungnahmen geschrieben haben. Doch erst Grün-Rot und dann Grün-Schwarz-Gelb haben als regierende Koalition 2023 einen unökologischen Bebauungsplan beschlossen. Geplant sind dort nicht zuletzt Einfamilienhäuser, die keine Antwort auf den Wohnungsmangel darstellen.
HOTELKOMPLEX FÜNFFENSTERSTRAßE: Die Café-Bar „Die Perle“ beim Hugenottenhaus in der Friedrichstraße wurde 2020 erst neu erweckt und schnell zu einem sehr beliebten Ort in den warmen Monaten. Mit Stimmen von GRÜNEN, CDU und FDP wurde jedoch ein vom Magistrat vorgelegter Bebauungsplan verabschiedet, der aus dem ehemaligem Hotel „Hessenland“ und dem dahinter liegenden Grundstück einen großen Hotelkomplex samt Tiefgarage machen wird. Hier existierte eine grüne Oase mit Bäumen und Sträuchern mitten in der asphaltierten Innenstadt. Bei dieser Hitze ist es eine Wohltat und so wichtig fürs Stadtklima. Das städtische Umwelt- und Gartenamt Grünflächenamt findet schon jetzt nicht genug Plätze für zusätzliche Stadtbäume. Es ist doch verrückt, gesunde Bäume abzuschlagen, wo sie dringend gebraucht werden.
DIENSTWAGEN: SUV-Dienstwagen für den Magistrat – geht’s noch? So ein dickes Ding mit 340 PS wurde unter OB Schöller angeschafft. Der Trend zum „höher, schneller, breiter“ ist das Gegenteil von sozial und ökologisch. Die Rathausspitze müsste glaubhaft umweltfreundliche Alternativen verkörpern, – ein Grüner OB erst recht – sonst baut sich noch mehr Frust am Klimaschutz auf. Warum reicht nicht ein Mittelklasse-Jahresgebrauchtwagen? Oder noch besser: Füße, (E-)Fahrrad, Öffis, Car-Sharing und Taxi nutzen, wie es beispielsweise Bürgermeister in Greifswald, Lüdenscheid oder München tun. Das wäre die Fortbewegung unserer Wahl – auch für Führungskräfte in Kassel! Klar, ein AudiQ8 weniger in unserer Stadt ändert nichts am Verkehrsschlamassel. Viel zu viele zu große und übermotorisierte Autos nehmen viel zu viel Raum ein. Wie aber will der Magistrat eine ressourcenschonende Verkehrswende mit dem Aufstieg in die Monster-SUV-Klasse vorantreiben?
Flughafen Kassel-Calden: Die wirtschaftliche Bilanz des Regionalflughafens bei Calden ist katastrophal: Für diesen Winter gibt es nicht einmal einen Flugplan. Aber wer fliegt überhaupt vom Kassel Airport? Obwohl in der Presse meist über die Urlaubsflüge berichtet wird, sind es zu 90 Prozent Geschäfts- und Privatflüge, die hier starten und landen.Jahr für Jahr häufen sich die Verluste: allein fünf Millionen Euro für den Betrieb, dazu kommen weitere Millionen für die Flughafenfeuerwehr und den Tower. Dafür zahlen die Gesellschafter:innen, also das Land Hessen (68 %), die Stadt Kassel (14,5 %), der Landkreis (14,5 %) sowie die Gemeinde Calden (3 %).In Calden wurden die Kita-Gebühren erhöht, um den Anteil der Gemeinde am Flughafen-Defizit zu finanzieren. Die Bevölkerung zahlt die Zeche für einen Flughafen, den sie kaum nutzt – damit Topverdiener:innen im Privatjet von Kassel nach München, Berlin oder Sylt jetten können.
Oder fällt Euch noch eine viel größere Klimasünde in Kassel ein? Wir sammeln Vorschläge mit Begründung bis Ende November. Wer Vorschläge einreicht, kann einen Preis gewinnen. Und ab Dezember lassen wir abstimmen, welche Umweltsauerei den Klimaschmutzpreis 2024 verdient.
Schreibt uns eure Vorschläge an klimaschmutzpreis@linksfraktion-kassel.de
Oder direkt an:
Linksfraktion Kassel
Redaktion „Klimaschmutzpreis“
Obere Königsstraße 8
34119 Kassel