Linksfraktion #standwithdocumenta

Die Kasseler Linksfraktion unterstützt die Petition #standwithdocumenta, kritisiert den Vorschlag einen Verhaltenskodex für die Institution der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und der künstlerischen Leitung einzuführen, ebenso wie den Vorschlag den Aufsichtsrat zu verkleinern. Die umfassende und selbstkritische Analyse der Verantwortlichkeiten und Strukturen ist richtig und wichtig, um Lehren aus den antisemitischen Grenzüberschreitungen auf der documenta 15 zu ziehen. Wichtig ist es gleichermaßen wirkungsvolle Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit zu ergreifen und dabei die Kunstfreiheit uneingeschränkt zu erhalten.

Die Kasseler Linksfraktion unterstützt die Petition #standwithdocumenta. Die Petition fordert, dass die Kunstfreiheit, wie sie in Artikel 5 des Grundgesetzes verankert ist, weiterhin gewahrt bleibt und nicht durch politische oder andere externe Einflüsse eingeschränkt wird. In der Folge der Antisemitismusvorfälle auf der documenta 15 haben die Gesellschafter, die Stadt Kassel und das Land Hessen, eine Aufarbeitung und Analyse durch die fachwissenschaftliche Begleitung unter der Federführung von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff beauftragt und auf deren Abschlussbericht aufbauend eine umfassende extern begleitete Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und ihrer Gremienstrukturen veranlasst. Ziel der Organisationsentwicklung ist die Etablierung von wirkungsvollen Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit bei vollständigem Schutz der Kunstfreiheit sowie die Erhöhung der Krisenresilienz und der Zukunftsfähigkeit der gemeinnützigen documenta und Museum Fridericianum GmbH.
Die Ergebnisse liegen vor und zwei zentrale Empfehlung werden von der Kasseler Linksfraktion nicht geteilt. Eine davon lautet zwei Codes of conduct – für die gGmbH und für die künstlerische Leitung – zu verfassen.

Stephanie Schury führt dazu aus: „Selbst ein weich formulierter Code of Conduct hat das Potential die Kunstfreiheit einzuschränken, weil Künstler:innen sich selbst ständig fragen müssen, ob sie noch im Bereich des Zeigbaren agieren. Wir erleben derzeit, wie Kreative allein durch Instagram-Posts ausgeladen und eingeschränkt werden. Gleichzeitig herrscht bei städtischen Vertreter:innen ein ohrenbetäubendes Schweigen und Verzögern, wenn Straßen oder Platznamen einem Begründer der Rassenlehre huldigen wie Sömmering oder Kolonialherren wie Wissmann, die Massenmorde begangen haben. Hier dürfen keine Doppelstandards gelten.“

Eine weitere zentrale Maßnahme lautete die Verkleinerung des Aufsichtsrats. Schon jetzt sind nicht alle Fraktionen aus der Stadtverordnetenversammlung im Aufsichtsrat verteten und Informationen schwer zugänglich. Stephanie Schury, dazu: „Die Vorschläge von der Metrum Unternehmensberatung zur Verkleinerung des Aufsichtsrates wird die Beteiligung der Kasseler Stadtverordneten einschränken. Diesen Vorschlag weisen wir entschieden zurück. Als demokratische Vertreter:innen der Menschen in Kassel, können wir unliebsame Themen nicht an Expert:innen auslagern, weil wir aus Angst vor einer politischen Auseinandersetzung kneifen. Auch eine Ausweitung des Einflusses vom Bund sollte unserer Meinung nach verhindert werden. In allererster Linie sollen Kassel und das Land Hessen die Verantwortung für die documenta tragen. Die Schau wird vor Ort erarbeitet und von diesen beiden Akteuren hauptsächlich finanziert.“